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Julius Kahn, 1896-1965

Nachname: Kahn
Vorname: Julius
Geburtstag/Geburtsort: 04 February 1896/Themar, Thüringen
Todesjahr/Todesort: 1965/Sydney, Australien
Gestorben im Alter von: 69 Jahren


Im Moment wissen wir mehr über das Leben von Julius Kahn, nachdem er Deutschland verlassen hatte, als über die 43 Jahre, die er in Deutschland gelebt hatte. Dabei haben wir sogar die Details, die wir über sein Leben in Deutschland kennen, hauptsächlich in den australischen Dokumenten gefunden, die für ihn als einen der „Dunera Boys“ im Juli 1940 ausgestellt wurden. Die „Dunera Boys“ waren „potentiell feindliche Ausländer,“ die von England nach Australien geschickt wurden.

Quelle: NAA: MP1103/2, E39864

Das ist unser bisheriger Stand:

Julius lebte nach seiner Geburt im Jahr 1896 bis 1911 in Themar. Dort besuchte er eine staatliche Schule und wurde, wie sein Vater Josef und Bruder Adolf, zum Metzgermeister ausgebildet. Möglicherweise arbeitete er anfangs sogar in der Kahn Metzgerei in Themar in der Bahnhofstrasse. Wahrscheinlich hat Julius im Ersten Weltkrieg gekämpft, da er im Jahr 1914 bereits 18 Jahre alt war. Außerdem haben wir einen Brief aus dem Jahr 1939 von Dr. Ernst Ledermann gefunden, der im Namen von Julius’ jüngerem Bruder Adolf geschrieben wurde. In diesem Brief steht, dass alle Brüder Kahn im Ersten Weltkrieg gekämpft hatten.

Julius zog in den zwanziger Jahren nach Nürnberg und heiratete dort Therese Hutzler, die 1904 in Forth, in der Nähe von Nürnberg, geboren wurde. Das Paar hatte zusammen zwei Töchter. Es ist uns bisher nicht bekannt, ob Julius während der Reichspogromnacht (Kristallnacht) verhaftet wurde. Wir wissen aber, dass er sich im November 1938 in Deutschland aufhielt und dass er am 31. Dezember 1938 im Standesamt Themar einen Antrag auf Namensänderung stellte und den erzwungenen zweiten Vornamen „Israel“ annahm. Im Jahr 1939 fuhr er nach England; seine Frau Therese und die beiden Töchter blieben in Nürnberg zurück.

Am 12. Mai 1940 wurde Julius als einer der ersten von den Kategorien B u. C als ein sogenannter „feindlicher Ausländer“ in Großbritannien verhaftet. Interessanterweise steht in dem Bericht über den „Internierten Julius Kahn,“,der von den australischen Streitkräften am 18. September 1940 ausgestellt wurde, dass Julius im Kitchener Camp verhaftet wurde. Dieses würde darauf hindeuten, dass Julius zu der Zeit bereits in Kitchener gelebt hatte, was wiederum heißen würde, dass er einer der Flüchtlinge aus Deutschland gewesen ist, die durch die Bestrebungen von Organisationen in Deutschland und in England, einen Zufluchtsort in England gefunden hatten. Julius blieb im Kitchener Camp interniert, bis er im Juli 1940 auf das völlig überfüllte Dunera Schiff gebracht wurde.

 Als man in der englischen Regierung den fatalen Fehler entdeckt hatte und den Prozess begann, die Flüchtlinge zu repatriieren, galt das zunächst nicht für Julius. Als erstes widmete man sich nämlich verheirateten Männern, dessen Familien bereits in England waren. Im März 1942 trug sich Julius in die australische Kriegshilfe in der Nähe von Melbourne ein und wurde im Mai 1943 freigelassen. Seine Frau und seine Töchter saßen indessen die ganze Zeit in Deutschland fest, bis sie im März 1942 nach Izbica deportiert wurden. Es ist uns bisher nicht bekannt, wann Julius von dem Tod seiner Familie erfuhr, wir wissen aber, dass er nach dem Krieg in Australien geblieben ist und in Sydney lebte, wo er im Jahr 1965 starb.

Die Geschichte von Julius Kahn hört nicht unbedingt an dieser Stelle auf. Wir hoffen nämlich, dass uns der Kontakt zu den australischen Historikern, die sich mit dem Dunera Skandal beschäftigen, weiter bringen wird. Vorerst ist das aber, das gesamte Profil, das wir von Julius Kahn haben.

Auch: Wir wir Julius Kahn gefunden haben.